"Über die Selbstzweifel von jungen Frauen und die Schönheit von alten Damen" macht sich Christina Rosemann ihre Gedanken.
"Eine Frauenrunde – die Jüngste und Schönste unter uns gibt es unumwunden zu: Niemals würde sie in die Sauna gehen. Wer weiß, was die anderen denken, wenn man sie nackt sähe. Nun, was sollen die anderen schon denken? Immerhin ist Nacktsein in der Sauna gar nichts Besonderes. Die anderen Frauen in der Runde sind sich einig: Wir können nur verlieren, wenn wir uns an irgendwelchen Schönheitsidealen messen oder uns ständig mit anderen Frauen vergleichen. Es geht also vielmehr darum, sich mal zu fragen, was man selbst über seinen Körper denkt: Fühle ich mich wohl in meiner Haut oder bin ich ständig unzufrieden und selbstkritisch?
Spiegel meiner Seele
Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist die Schönste im ganzen Land? Wir wissen ja, was mit der bösen Königin passierte – erst war es die Eitelkeit, dann der Neid und zuletzt die Rachsucht – die Schwärze in ihrem Herzen trachtete nach dem Leben von Schneewittchen und kostete letztlich ihr eigenes Leben. Sich zu viel mit dem eigenen Spiegelbild zu beschäftigen, kann also eine gefährliche Angelegenheit werden. Dennoch schaue ich viel und gerne in den Spiegel. Nicht, weil ich mich besonders schön fände oder übermäßig eitel wäre. Ich schaue in das geschliffene Glas, weil mein Spiegelbild mehr ist, als nur der Spiegel meines äußeren Erscheinungsbildes, es ist immer auch ein Spiegel meiner Seele. Körper und Seele sind eng miteinander verbunden. Wenn ich auf die Signale meines Körpers achte, erhalte ich wichtige Informationen über mein Innenleben. Meine Seele braucht einen Körper, in dem sie sich wohl fühlt. Und deshalb pflege ich meinen Körper und tue manches dafür, dass ich mich in meiner Haut gut fühle.
Entdeckungen
Bei einem Saunabesuch hatte ich mal eine interessante Begegnung: Mega-Aufguss – Sauna für die ganz Harten! Mir läuft das Wasser über den Rücken, die Schweißperlen stehen auf meinem ungeschminkten Gesicht. Ich komme mit der Frau zu meiner Linken in ein lockeres Gespräch. Immer wieder müssen wir lachen, die Stimmung ist ausgelassen. Diese Fremde tut mir gut, ihre Lebensfreude ist ansteckend. Beim Verlassen der Sauna mache ich eine Entdeckung: Sie hat nur eine Brust, die andere wurde ihr amputiert. Ich bin erstaunt und kein bisschen erschrocken – ich finde, sie ist eine schöne Frau. An einem lauen Sommerabend in einem Biergarten mache ich eine andere Entdeckung: Heimlich beobachte ich eine alte Dame am Nebentisch. Das schlohweiße Haar hat einen flotten Kurzhaarschnitt und ihr sonnengebräuntes Gesicht ist von Lachfalten übersät. Sie redet und gestikuliert, drapiertmit einer schwungvollen Handbewegung ihren Schal und hält ihre Zuhörer im Bann. Ich bin fasziniert und schaue wie gebannt in das Gesicht dieser alten Dame, alles an ihr ist echt – auch sie ist eine schöne Frau!
Klare Antwort
„Bin ich schön?“ – ich gebe zu, es fällt mir nicht leicht, aber an dieser Stelle möchte ich mal ganz mutig und beherzt eine klare Antwort geben: Ja, ich bin schön! Und zwar immer dann, wenn ich mich schön fühle! Ja, es stimmt, Schönheit strahlt von innen heraus und ist von meiner inneren Haltung, meiner momentanen Stimmung und meinem Selbstvertrauen abhängig. Nicht schön sein, sondern sich schön fühlen, ist also das Ziel. Und jetzt, liebe Leserinnen, verrate euch auch noch ein kleines Geheimnis: Wenn ich mich morgens im Spiegel anschaue, gefalle ich mir meist nicht besonders. Und was mache ich? Ich lächle, ich lächle was das Zeug hält! Ich lächle mich so lange an, bis meine Laune besser wird und ich mir selbst gefalle. Diese kleine Übung hilft mir, mein Selbstbild zu korrigieren – nun, ich gebe zu, meist habe ich keine Zeit und wenn doch, kann es schon mal ein Viertelstündchen länger im Badezimmer bedeuten."
Quelle: joycenet
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